Weihnachtskonzert 2011

„White Christmas“ und ein kleiner, grüner Drache

Weismainer Blasmusik beeindruckt beim Konzert in der Pfarrkirche mit facettenreichem Spiel und festlichen Klängen

WEISMAIN – Die ganze Bandbreite ihres Könnens präsentierte die Weismainer Blasmusik am Sonntag bei ihrem Weihnachtskonzert in der Stadtpfarrkirche. Das Programm, das von Jugend- und Hauptkapelle bestritten wurde, bestand zum größten Teil aus zeitgenössischen Stücken, die von weihnachtlichen Klängen abgerundet wurden und auf eindrucksvolle Art und Weise alle Stimmungsvariationen abdeckten.

Nach eröffnenden Worten des Vorsitzenden Hans Müller, der „eine besinnliche Stunde inmitten der Hektik dieser Tage“ wünschte, übernahm die Jugendkapelle unter der Leitung von Marion Müller-Eitzenberger die musikalische Begrüßung. „Song and Dance“ von André Waignein gefiel durch einen träumerisch-leichten Einstieg, den durch viele Rhythmusinstrumente unterstrichenen temperamentvollen Mittelteil und einem ruhigen Schluss. Als zweiten Titel hatten die elf Jungmusiker, die von drei Erwachsenen unterstützt wurden, eine lebhaften Kurzversion von „Jingle Bells“ (Arrangement: Kees Vlak) mitgebracht.

Mit Stückauswahl und Stimmung hatte der Nachwuchs damit so etwas wie die Zusammenfassung von dem geliefert, was danach von der Hauptkapelle zu hören war: Bekannte Weihnachtsstücke bildeten lediglich den Rahmen und waren in der Minderzahl. Stattdessen spielte das im Wechsel von Klaus Eitzenberger, Gerhard Mager, Marion Müller-Eitzenberger und Reiner Spindler geleitete Orchester vornehmlich Melodien, die zwar genau genommen keinen Bezug zu Weihnachten hatten, durch ihren festlichen Charakter aber durchaus in ein adventliches Konzert passen.

Bestes Beispiel dafür war die älteste Komposition des Konzerts, mit dem die 28-köpfige Kapelle das Publikum gleich zu Beginn in ihren Bann zog: „Also sprach Zarathustra“, von Richard Strauss im Jahr 1896 verfasst, bildete mit seinem langsam steigernden Anfangs- und seinem getragenen Mittelteil einen ebenso anspruchsvollen wie imposanten Einstieg. Nicht umsonst zählt der inzwischen auch in Film und Fernsehen verwendete „Sonnenaufgang“ zu den bekanntesten Eröffnungsfanfaren der Musikgeschichte.

Auch die folgenden Stücke stellten für die Hörer keinen Stilbruch dar. „Chantueri“ von Lorenzo Pusceddu ist nicht nur Wertungsspiel-Pflichtstück im kommenden Jahr, sondern ließ durch fröhliche und meditative Passagen Feststimmung aufkommen, obwohl hier eigentlich „Dolce Vita“ mit Instrumenten beschrieben wird.

Zum Teil hymnenhaft, zum Teil ruhig fielen auch „Percy‘s Hymn“ (vom erst in diesem Jahr in Teuschnitz verstorbenen Bertold Jungkunz) und „Frieden“ (Horst Brandauer) aus, bei dem Bianka Bähr und Harald Schneider als Solisten an Saxophon beziehungsweise Trompete glänzten. Durch seine eingängige Melodie bestach „Nessaja“ aus dem Peter-Maffay-Musical „Tabaluga“ über einen kleinen, grünen Drachen in der Bearbeitung von Kurt Gäble.

Wer vor allem wegen der Weihnachtslieder in die Pfarrkirche gekommen war, wurde von der Hauptkapelle mit Melodien aus dem englischen Sprachraum bedient: Das von Franz Bummerl arrangierte „Winter Wonderland“ war ein Potpourri aus dem Titelstück, „Winter in Canada“, „Top of the World“ und „Sleigh Ride“; das von Irving Berlin geschriebene „White Christmas“ (Arrangement: Naohiro Iwai“) – nach „Stille Nacht“ das beliebteste Weihnachtslied unserer Zeit – klang in der Blasmusik-Version sogar ein Spur schwungvoller als in der aus dem Radio bekannten Variante von Bing Crosby.

Alle singen mit

Bevor das gut einstündige Konzert, zu dem auch besinnliche Worte und Geschichten von Pfarrer Sebastian Palapparampil gehörten, traditionell mit dem gemeinsam mit den Besuchern intonierten „Macht hoch die Tür“ ausklang, bedankte sich geschäftsführender Vorsitzender Norbert Müller bei den kleinen und großen Musikern sowie dem Dirigententeam. Hatten sie doch nicht nur das Können beider Kapellen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, sondern auch mehr als 300 Besuchern eine stimmungsvollen vierten Adventssonntag bereitet.

Stefan Lutter / Bericht des Obermain Tagblattes